Nachdem Plex das Teilen von Medien über mehrere Accounts erheblich erschwert hat (siehe Beitrag), wollte ich mir Jellyfin wieder genauer ansehen, um herauszufinden, ob ich damit eine vergleichbare Funktionalität erreiche. Mein Ziel ist es, einen Medienserver zu haben, der die SAT-zu-IP-Fähigkeit meiner Fritzbox Cable 6591 nutzt, um von überall auf der Welt auf das deutsche Kabel-TV-Programm zugreifen zu können, inklusive geplanter Aufnahmen und Transcoding.
Hier sind die notwendigen Schritte:
Ich habe mich wieder für einen LXC-Container entschieden, da ich diese grundsätzlich einer vollwertigen VM vorziehe.
Benötigt wird ein aktueller LXC-Debian-Container, der unter „local/CT Templates/Templates” heruntergeladen werden kann.

Wenn du fertig bist, klicke oben rechts auf „Create CT”. Da ich ein NFS-Mount durchführen möchte, kann ich keinen unprivilegierten Container nutzen.

Als Template wähle das Debian-Image, das du gerade heruntergeladen hast:

Man muss dem Container nur die vorgegebenen 8 GB Festplatte, 1-2 Kerne und 512 MB RAM geben. Selbst beim Transkodieren von Filmen habe ich das System mit 2 Kernen noch nicht ausgereizt. Gönne dem LXC ruhig mehr RAM, wenn du hast – beim Laden und verarbeiten vom EPG werden die 512MB schnell knapp.



Ich empfehle jedoch, die IP-Adresse statisch zu setzen oder per DHCP zu vergeben und dann im Router dauerhaft zu reservieren. Auf jeden Fall sollte sich die IP in Zukunft nicht mehr ändern.


Am Ende solltest du die Zusammenfassung bestätigen und den Container bauen lassen:

Als erstes aktivierst du in den Optionen zum Container noch NFS:

Das schaut dann im Ergebnis so aus:

Starte den Jellyfin-Container und logge dich ein. Als Erstes bringen wir den LXC auf den aktuellen Stand und installieren zwei essenzielle Pakete.
apt update && apt full-upgrade -y
apt install curl nfs-common -y
Anschließend testen wir die NFS-Verbindung zur Synology-NAS. Wie du diese inklusive der notwendigen Berechtigungen einrichtest, habe ich dir hier erläutert. Ich habe meine neue Freigabe auf der NAS „jellyfin” genannt.
mkdir /mnt/jellyfin
mount -t nfs -o soft 192.168.178.81:/volume1/jellyfin /mnt/jellyfin
Wenn das Kommando ohne Fehler abgearbeitet wurde, hat alles geklappt. Du kannst dir mit dem Befehl ls -la /mnt/jellyfin
den Mount-Punkt ansehen. Da ich auf meiner NAS schon 3 Unterordner manuell angelegt habe, sieht es bei mir so aus.

Nun können wir das Jellyfin-Installationsskript ausführen.
curl https://repo.jellyfin.org/install-debuntu.sh | bash
Drücke dann ein zweites Mal auf ENTER, um die Hostangaben zu bestätigen (If this looks correct, press now to continue installing Jellyfin.). Anschließend beginnt die Installation und endet mit:

Wie du die Weboberfläche deines Jellyfin-Servers erreichst, steht in den letzten paar Zeilen. Bei mir ist es http://192.168.178.177:8096
Folge dann dem Dialog in der WebUI:
- Sprache anpassen
- Initial-User festlegen (Benutzername und Passwort)
- Medienbibliothek hinzufügen (Klick auf das große blaue Kästchen mit dem Pluszeichen)
Jetzt kommt es darauf an, wie du deine Mediensammlung sortiert hast oder sortieren möchtest. Da ich letztendlich Sendungen im TV aufzeichnen möchte, ordne ich nach den drei Kategorien Filme, Serien und Shows (siehe auch meine Ordnerstruktur auf der NAS)

Wenn du, wie in diesem Beispiel, Filme ausgewählt hast, klickst du als Nächstes auf das Pluszeichen neben „Verzeichnisse” und fügst den Ordner „/mnt/jellifin/movies” hinzu.




Wähle dann die für dich passenden Optionen (Sprache, Bilder, Metadaten etc.) aus und klicke erneut auf „OK”.

An dieser Stelle kannst du die Schritte auch für weitere Kategorien/Ordner ausführen. Im nächsten Schritt legst du die Sprache für die Metadaten fest.

Bei der nächsten Frage geht es um den Fernzugriff. Da ich alle meine Verbindungen mit Wireguard initiiere, kann ich den Fernzugriff komplett deaktivieren.

Das war es dann auch schon fürs Erste.

Logge dich ein und genieße deinen ersten Erfolg.
Bislang haben wir den Jellyfin-Server installiert und konfiguriert sowie unsere NAS eingebunden. Damit kommen wir zum letzten großen Schritt: Live-TV. Auch hier möchte ich wieder meine Fritz!Box Cable 6591 einbinden, da diese grundsätzlich Kabel-TV als IP-TV zur Verfügung stellt.
Der Weg über LiveTV, den ich bereits bei Plex genutzt habe, funktioniert hier nicht, da die Fritzbox als TV-Quelle nicht erkannt wird. Auch der Import der M3U-Dateien, die z. B. vom VLC ausgewertet werden können, führt nicht zum Erfolg. Es bedarf also eines externen Plug-ins. Ich habe mich für NextPVR entschieden. Dieses kannst du unter „Settings” > „Katalog” > „NextPVR” > „Installieren” aktivieren.

Dies ist jedoch nur die Schnittstelle zur NextPVR-API. Du musst NextPVR noch selbst installieren. Gehe dazu wieder auf die Kommandozeile des Jellifin-LXC.
curl https://nextpvr.com/nextpvr-helper.deb -O
apt install ./nextpvr-helper.deb --install-recommends -y
Sobald die Installation abgeschlossen ist, kannst du die WebUI aufrufen, indem du dieselbe Adresse wie bei Jellyfin im Browser eingibst, allerdings mit dem Port 8866. Bei mir sieht das beispielsweise so aus: http://192.168.178.177:8866
Wenn du oben rechts auf „Settings” und dann auf „Devices” klickst, siehst du, dass die vier Tuner der Fritzbox sofort erkannt wurden.

Aus persönlichen Gründen habe ich den ersten Eintrag „IPTV” ans Ende der Liste verschoben. Wenn du dann auf „Cable-Tuner-1” klickst, kannst du über „Scan Channels” nach verfügbaren Kanälen suchen lassen.

Mein Weg war über Germany / Full Cable Spectrum…

…den du am Ende mit Klick auf Save speichern musst.

Du kannst direkt im Anschluss den EPG mit Daten befüllen lassen, aber das funktioniert eher semi.


Denn selbst wenn er hier angeblich 2.642 Daten gefunden hat, ist NextPVR seit Jahren nicht in der Lage, diese zu verarbeiten. Schade eigentlich. Das Problem scheint nur unter Linux zu bestehen und kann mit einem Abo von ScheduleDirect (35 USD/Jahr) umgangen werden. Aber das lösen wir später.
Zunächst wollen wir alle vier Tuner funktionsfähig machen. Das geht im NextPVR relativ einfach. Klicke einfach den zweiten Tuner in der Liste an, dann fragt dich das Tool, ob du die Konfiguration vom ersten Tuner übernehmen möchtest. Klicke auf „Ja” und wiederhole den Schritt für die beiden anderen Tuner.

Am Ende hast du 4 aktive Tuner.

In NextPVR kannst du bereits jetzt durch die Sender zappen und dir die Inhalte ansehen. Beim Durchscrollen durch den EPG stellst du jedoch schnell fest, dass nur Bruchteile vorhanden sind.

Offensichtlich benötigt auch Jellyfin die EPG-Daten zwingend, um die Sender im Bereich „Live-TV” darstellen zu können. Denn nur bei den Sendern, bei denen ich unter NextPVR aktiv auf den Sender geschaltet habe und somit der EPG geladen wurde, sind auch unter Jellyfin sichtbar.

Und nur auf diesen Sender funktioniert auch das Playback:

Unter NextPVR > Settings > Channels siehst du, dass derzeit für alle Sender die Fritzbox selbst (DVB/ATSC EPG) als EPG-Quelle genutzt wird. Nachdem wir uns jetzt (vorerst) einen Test-Account bei SchedulesDirect geholt haben, können wir das ändern. Klicke auf den Schlüssel eines Senders deiner Wahl (ich habe 3sat HD gewählt).

Und dort kannst du unter „Source” das „Schedules Direct LineUp” auswählen.

Gib das User/Passwort deines Schedule-Direct-Accounts ein, deine PLZ und als Lineup die DEU-1000098-DEFAULT.

Wählen Sie nur noch 3sat aus der Liste aus und fertig. Dann ist das Line-up systemweit verfügbar.

Leider ist es mir nicht gelungen, das Auto-Mapping zum Laufen zu bringen. Deshalb habe ich die wichtigsten Sender per Hand auf Schedules Direct umgestellt.
Sobald das Mapping abgeschlossen ist, gehst du auf NextPVR > Settings > About und klickst ganz unten auf Update EPG. Dann holt er sich die EPG-Daten von Schedules Direct.

Jetzt kannst du wieder zurück zu Jellyfin wechseln, auch hier wird dir jetzt unter LiveTV / Fernsehprogramm der EPG angezeigt:

Der Rest sind dann Feinheiten, so habe ich u.a. das Aufnahmeverzeichnis unter NextPVR / Settings / General / Recording Directory auf /mnt/jellyfin/ umgestellt, damit sie nicht in die 8GB-Platte des Jellyfin-Server sondern auf der NAS gespeichert werden. Aufnahmen lassen sich sowohl in Jellyfin, als auch im Plugin NextPVR konfigurieren, abspielen und löschen.
Updateprozedur
Den Jellyfin-Server inkl. NextPVR kannst du wie folgt auf Stand bringen:
apt update && apt full-upgrade -y
curl https://nextpvr.com/nextpvr-helper.deb -O
dpkg -i nextpvr-helper.deb
Viel Erfolg beim nachkonfigurieren….
Ich bin gespannt, wie das Setup nach dem Ablauf der 7-Tage-Testphase von Schedules Direct läuft, aber 35 USD im Jahr sind immer noch weniger als Waipu.tv- oder Zattoo-Abos.